Mein Weg als Solomama. Von der Entscheidung zur Schwangerschaft.

In dieser Folge erfährst du mehr zu meinem Solomamaweg. Wollte ich schon immer Familie oder hab ich mich auf den „letzten Drücker“ für ein Kind entschieden? Fiel es mir schwer, das klassische Familienmodell hinter mir zu lassen? Und wieviele Versuche habe ich gebraucht bis ich endlich den positiven Test in den Händen hielt? Um all das geht es in dieser Podcastfolge.

Heute möchte ich mich dir ein bisschen genauer vorstellen bzw. dir erzählen, wie mein eigener Weg war. Denn ich selbst bin Solomama, d.h. ich habe mir meinen Kinderwunsch ohne Partner über eine Kinderwunschbehandlung mit Samenspender erfüllt.

Diesen Weg gehen heutzutage immer mehr Frauen, und vielleicht bist du ebenfalls ohne Partner und grübelst noch, ob dies der richtige Weg für dich ist.

Dann hoffe ich, dass dir meine Erfahrungen ein bisschen bei der Entscheidung und auch bei deinem weiteren Weg helfen.

Wichtig ist vielleicht auch noch zu sagen, dass ich heute meine Geschichte erstmal in groben Zügen erzähle und dann erst den diversen Themen auf bestimmte Aspekte genauer eingehen werde.

Zum einen würde diese Folge sonst unglaublich lang werden und ich möchte die einzelnen Episoden bewusst kürzer halten, damit du auch zwischendurch mal reinhören kannst. Und zum anderen interessieren vielleicht auch nicht alle von euch ALLE Aspekte meines Weges, deswegen flechte ich bestimmte Dinge eher später mit ein.

Außerdem hab ich in der Vergangenheit bereits in verschiedenen anderen Podcasts und auch in einigen TV-Berichten von meinem Weg erzählt. Ich verlinke dir da mal ein paar Sachen in den Shownotes und dann kannst du auch heute direkt im Anschluss weiterhören, wenn dich das interessiert

Ok. Also, dann starte ich mal. Gar nicht so einfach, wo hier der Anfang ist 😉

Als ich in der 3. Klasse war, hat meine damalige Grundschullehrerin uns einen Aufsatz als Aufgabe aufgegeben, in dem wir beschreiben sollten, wie wir uns die Zukunft vorstellen.

Und ich schrieb, dass ich gern Kinderärztin werden würde, dass ich gern einen Ehemann hätte, dass ich gern ein Haus hätte, mit Garten. Dass ich mir einen Hund wünsche – und zwei Kinder.

Auch wenn du mich sonst vielleicht noch nicht kennst, aber soviel kann ich verraten: NICHTS davon ist wahr geworden.

  • Ich bin keine Kinderärztin.
  • Ich habe keinen Mann, kein Haus, keinen Garten.
  • Ich habe keinen Hund.
  • Und ich habe „nur“ – in Anführungsstrichen – ein Kind

Und ich kann dir auch verraten: hätte mir jemand in der dritten Klasse gesagt, dass mein Leben so verlaufen würde WIE es verlaufen ist, wäre ich vermutlich vollkommen geschockt in Tränen ausgebrochen.

Aber das ist das Privileg, wenn man schon älter ist – und ich bin jetzt immerhin 47 – dass mir immer bewusster wird: egal, was in meiner Vergangenheit passiert ist, egal welche Erfahrungen ich gemacht habe und welche Entscheidungen ich getroffen habe: es hat mich alles HIERHER geführt.

In diesen Moment.

Dass ich heute hier sitze.

Dass ich ein wunderbares Kind habe.

Dass ich andere Frauen dabei unterstützen kann, IHRE Kinder in ihr Leben zu holen.

Dass ich auf diesem Wege etwas tun kann, das die Welt im wahrsten Sinne VERÄNDERT.. denn ich glaub ganz fest daran, dass jedes einzelne Kind HOFFNUNG ist und dazu beitragen kann, dass wir das Ruder als Menschheit nochmal rumreißen…. Nachdem wir so viel verkackt haben….

Jedes Kind hat das Potential, ein Medikament gegen eine bisher unheilbare Krankheit zu entwickeln. Oder etwas zu erfinden, das uns hilft, die Müllberge in den Griff zu bekommen. Oder einen entscheidenden Schritt im Tierschutz zu erreichen.

Kinder sind HOFFNUNG. Das ist mein tief empfundenes Mantra. Und ich weiß, dass viele Frauen sich sehr viele Gedanken darüber machen, ob man heutzutage noch Kinder in die Welt setzen kann…

Aber ich schweife ab.

Jetzt erzähle ich dir erstmal, wie ICH mein Kind in die Welt gesetzt habe, und ich kann dir schon mal verraten, dass alleine der Denkprozess vor dem Start der Kinderwunschbehandlung gut 1,5 Jahre gedauert habe.

Als ich 37 war – witzigerweise merke ich gerade, dass das fast genau 10 Jahre her ist –  hatte ich mehrere sehr… sagen wir mal schwierige

Männergeschichten hinter mir. Ich war von Ende 2013 / Anfang 2014 für 3 Monate auf Weltreise und als ich wieder zurück kam, musst ich mir so langsam mal ganz ernsthaft Gedanken machen, wie das denn mit dem Herzenswunsch nach eigenen Kindern eigentlich noch klappen sollte, wenn ich mir mit gnadenloser Zielgerichtetheit immer genau die Männer aussuchte, die besonders schlecht für mich waren.

November 2013 am Taj Mahal.. Einem der Symbole für die Liebe. Ich lache, aber mir war auf der Weltreise so oft einfach nur zum Heulen zumute…

Ich war dann in den Wochen nach meiner Rückkehr irgendwann bei meiner Frauenärztin, und sie fragte mich, wie es mir gehen würde. Und ohne dass ich da vorher irgendwie drüber nachgedacht hatte, platzte es auf einmal aus mir heraus und ich fing an zu weinen und konnte nur noch schluchzen und sagte ihr, dass ich mir so sehr Kinder wünsche, aber dass ich inzwischen schon 37 wäre und keinen Partner hätte und hab mich kaum noch eingekriegt.

Sie sagte daraufhin sehr trocken „Warum machen Sie es denn nicht einfach alleine?“

Ich war so perplex, dass ich sie wahrscheinlich anguckte wie ein Auto und nur irgendwie stammelte: „Alleine? Geht das denn?“ und sie sagte, dass das über eine Kinderwunschbehandlung mit Samenspender gehen würde.

Ich verließ die Praxis wie in Trance, weil sich auf einmal Hoffnung auftat, und in den nächsten Monaten recherchierte ich wie verrückt. Ich hab damals in Frankfurt gewohnt und nahm erstmal Kontakt auf mit den örtlichen Kinderwunschkliniken, aber da konnte ich als Singlefrau damals nicht behandelt werden.

Ich besorgte mir das Buch „Mutter, Spender, Kind“, das damals das einzige überhaupt auf dem Markt war, in dem es um Singlefrauen mit Kinderwunsch ging.

Heutzutage werden es zum Glück immer mehr.. Vor allem das tolle Buch von Hanna möchte ich dir da ans Herz legen. Für die, die es nicht wissen, Hanna und ich sind gut befreundet und hatten auch längere Zeit ein gemeinsames Projekt, Solomamawege. Hannas Buch ist eine Mischung aus Ratgeber und persönlichem Erlebnisbericht ist und wirklich toll geschrieben.

Falls ihr mal reinlesen wollt, ich verlinke euch mal ein paar Bücher in den Shownotes.

Zurück zu meiner Geschichte –

In „Mutter Spender Kind“ fand ich jedenfalls die Erfahrungsberichte verschiedener Frauen, die auch unterschiedliche Familienmodelle gewählt hatten. Neben der Solomutterschaft gab es auch Frauen, die über private Samenspende oder über Co-Parenting Mama geworden waren.

Private Samenspende kam für mich schon damals nicht in Frage und heute bin ich ganz klare Gegnerin davon. Und auch bei Co-Parenting dachte ich, dass ich ehrlich gesagt nicht den Trouble haben möchte, alles mit jemand anderem besprechen zu müssen – wenn wir dann nicht mal ein Paar sind.

Deshalb war für mich sehr schnell klar, dass ich WENN dann als Solomutter umsetzen würde.

Aber… das KLINGT jetzt nur so abgeklärt und nach einer schnellen, rationalen Entscheidung.

In Wirklichkeit war es das natürlich nicht.

Ich hatte es mir ja ganz anders vorgestellt!

Und auch wenn ich keine Beziehung hatte, waren da ein paar Sachen passiert, von denen mein Herz immer noch heilen musste!

Heute weiß ich, dass dieser Trauerprozess, den ich da durchmachte, ganz normal ist. Ich musste mich ja erstmal von der Vorstellung verabschieden, die ich quasi mein ganzes Leben lang von meinem Leben hatte!

Und etwas NICHT zu bekommen, obwohl man es sich über Jahrzehnte vorstellt oder wünscht,  ist in manchen Fällen fast so schwer wie etwas zu verlieren, was man wirklich hatte. Das ist gerade beim Kinderwunsch ein ganz wichtiger Punkt, den viele Aussenstehende einfach nicht verstehen können.

Ich machte daher also in kleinen Schritten weiter, nahm Kontakt zu einer Klinik in Dänemark auf, rechnete schon durch, wann ich wieviel Urlaub brauchen würde, wie hoch die Reisekosten wären, wie die Verbindungen von Frankfurt nach Aarhus wären, beschäftigte mich mit Samenbanken und Spenderprofilen.

Aber bevor ich loslegen konnte, wechselte ich nochmal den Job! Das zog sich mit den verschiedenen Gesprächen und Umzug bis Anfang 2015.

Und da mich der Zufall bzw. dieser neue Job von Frankfurt zurück in die Heimat nach Berlin verschlug, hatte das gleich mehrere Vorteile.

Zum einen hatte ich meine Eltern wieder in erreichbarer Nähe.

Und zum anderen war ich plötzlich in der unglaublichen Situation, dass ich nur ein paar S-Bahn-Stationen von meinem neuen Arbeitgeber entfernt gleich ZWEI Kliniken zur Auswahl hatte, die schon damals in Deutschland Singlefrauen behandelten.

Aber klar, dann ist mir erstmal der Kopf dazwischen gefuhrwerkt. „Du kannst doch nicht in der Probezeit in Kinderwunschbehandlung gehen. Du musst doch erstmal was leisten, wenn die dich schon hierher holen.“ Und was mein Kopf mir da noch so erzählt hat.

Diese Zeit habe ich übrigens nochmal für intensives Dating genutzt, und ich hab auch echt nette Männer kennengelernt. Aber es ist einfach wirklich so: mit Ende 30 und offen kommuniziertem Kinderwunsch ist einfach mindestens so viel Glück nötig wie bei nem 6er im Lotto, da noch den richtigen Mann zu treffen, der dann auch gleich loslegen will mit der Familienplanung.

OK, Anfang 2016 dann, nach einer durchheulten Silvesternacht, ging ich endlich zu den Infoabenden in den Kliniken ging und vereinbarte auch einen Ersttermin in der Klinik an der Gedächtniskirche.

Und ich hatte so ein Riesenglück mit meiner Ärztin. Ich hab mich gleich super wohl gefühlt, sie verstand meine Sorgen, erzählte mir, dass sie in einer gleichgeschlechtlichen Ehe lebt und daher auch über eine Samenspende ihre Kinder bekommen hat – und da war ich mir sicher, ich schaffe das. Ich kriege das hin. Ich will das auch.

Meine Ärztin empfahl mir zwar aufgrund meines damaligen Alters – ich war inzwischen 39 ½ – direkt mit einer IVF zu starten. Aber das war mir irgendwie… zu viel auf einmal, um gleich damit zu starten.

Ich hatte ja noch nie versucht hatte, schwanger zu werden, daher wollte ich es erstmal per IUI probieren und wir einigten uns auf drei Versuche. Wenn es dann nicht geklappt haben sollte, würden wir auf die IVF wechseln.

Für alle, die schon in Kinderwunschbehandlung sind… Das sagt sich so einfach daher, „wir machen erstmal 3 IUIs“.. stimmts?

Ich hatte echt keine Ahnung, was da auf mich zukam.

Zumal ich, weil ich ein paar Jahre vorher eine große Bauch-OP gehabt hatte, sicherheitshalber noch eine Bauchspiegelung machen sollte. Die angeblich recht unkompliziert und schnell gemacht sein sollte. – Die sich aber als OP unter Vollnarkose mit Drainageschlauch und 2 Wochen flachliegen rausstellte.

Ich muss dazu sagen, dass ich damals wirklich extrem stressigen Job hatte – und unterbewusst auch echt heftige Leistungsmuster. Also, ich war super pflichtbewusst, hab der Arbeit alles untergeordnet, usw.

Wenn ich vorher gewusst hätte, dass ich so lange ausfalle, hätte ich bestimmt gesagt, „Das kann ich doch nicht machen!“ Daher war es vielleicht auch ganz gut so…

Mit meinem ersten Versuch startete ich im März 2016.

Den Samenspender hatte ich schon längst ausgesucht, das hat aber WOCHEN gedauert. Das ist ja auch mit die größte Entscheidung auf dem Weg, da hängt ja so viel dran!

In der Klinik bekam ich gezeigt, wie man sich die Hormonspritzen setzt, denn ich hab direkt ab dem ersten Versuch mit Hormonen unterstützt.

Das war um die Mittagszeit, als wir die erste Spritze mit den Schwestern in der Klinik machten und sie sagten, ich solle immer um die gleiche Zeit spritzen. D.h. in diesem ersten Durchgang hab ich dann immer mittags in der Bürotoilette meinen Schuss gesetzt. Und das war gar nicht so einfach, weil es bei uns auf dem Stockwert tatsächlich nur EINE Toilette für ca. 20 Frauen gab!

Meine tägliche Prozedur in der Vorbereitung zum nächsten Versuch.

Aber ich fand das alles total aufregend und irgendwie spannend wusste ja auch, wofür ich das mache!

Und natürlich war ich vor diesem ersten Versuch voller Euphorie, dass es endlich losging, und ich dachte mir insgeheim „Naja, bei manchen klappt es ja auch sofort – warum also nicht bei mir?“

Die Insemination selber war dann relativ unspektakulär, und hinterher kamen dann schon mal Gedanken wie „Krass, jetzt hab ich den Samen von einem fremden Mann in mir“..

Aber ich war so aufgedreht und .. ja, irgendwie richtig high. Auch deshalb, weil es nach diesen wirklich 1,5 Jahren des Grübelns und Entscheidens jetzt endlich so weit war! Es hatten so viele Puzzleteile noch ineinander fallen müssen – so fühlte sich das an. Dass jetzt ENDLICH der richtige Zeitpunkt gekommen war.

Als ich dann nach zwei aufreibenden Hibbel-Wochen, in denen ich ständig in mich reingehorcht habe, den negativen Schwangerschaftstest in der Hand hielt – übrigens der allererste Schwangerschaftstest meines Lebens – war ich doch erstaunlich erschüttert.

Klar, es war nicht sehr wahrscheinlich gewesen, dass es gleich beim ersten Mal klappt – aber es sprach auch nichts dagegen!

Ich machte gleich im nächsten Zyklus weiter, April 2016.  Diesmal mit etwas weniger Euphorie, aber ungebrochenem Optimismus.

Knapp zwei Wochen später verbrachte ich einen super schönen Abend mit einer befreundeten Solomama (bzw. damals war sie noch nicht Mama, aber sie war gerade frisch schwanger, es hatte im zweiten Anlauf geklappt). Wir sprachen natürlich auch darüber, wie cool es wäre, wenn es bei mir jetzt auch klappen würde und dass unsere Kinder dann genauso alt wären.. und dann ging ich zwischendurch aufs Klo… und sah, dass es diesmal ganz offensichtlich wieder nix geworden war.

Das hat mich in dem Moment so unvorbereitet und hart erwischt!

Der Abend war komplett gelaufen für mich. Ich legte ihr Geld hin und ging heim. Ich war so verzweifelt!

Dieser zweite missglückte Versuch war für mich tatsächlich der schwierigste.. vielleicht weil es mich so überrascht hat. Vielleicht, weil mir in dem Moment klar geworden ist, dass das durchaus eine längere Reise sein könnte, und das hat mir einen krassen Dämpfer verpasst.

Aber nicht nur das. Beim Ultraschalltermin nach diesem zweiten Fehlversuch war ich bei einer anderen Ärztin, und die war so blöd und so gestresst und so kurz angebunden, dass ich mich wirklich absolut beschissen und wie ein Stück Fleisch gefühlt habe.

Meine eigentliche Kinderwunschärztin hatte an diesem Tag keine Möglichkeit, mich zu behandeln. Darüber hinaus stand sie kurz vor dem Wechsel in eine andere Klinik. Das hieß dann für mich, dass ich nach dem zweiten Versuch sowieso von anderen Ärztinnen weiterbehandelt wurde – aber ich weigerte mich, nochmal zu der zu gehen, die so blöd zu mir war.

Ich machte dann also wie ursprünglich geplant weiter noch die dritte IUI, sammelte meinen Optimismus zusammen, stand auch die Warterei einigermaßen durch. Es war irre viel los in diesen 2 Wochen.. Meine beste Freundin besuchte mich, ich war beruflich in Paris, gleich das Wochenende danach hatten wir ein Familienwochenende an der Ostsee mit meinen Eltern und meiner Schwester und ihrem Freund, und innerlich hielt ich die Fahnen noch.

Aber… es kam wieder nicht dazu, dass ich überhaupt testen konnte. Ich war maßlos enttäuscht und es war wirklich schwierig für mich in der Zeit, weil kurz danach noch ein größeres Familienfest anstand. Mir war sowas von überhaupt nicht nach feiern….

Nicht lange danach, am 6.6.2016, war mein 40. Geburtstag… Und einerseits war es so schön, weil ich so viele tolle Fotogeschenke bekam.. Von meinen Eltern eine Decke mit Kinderbildern von mir, in Farbe, die ich noch nie gesehen hatte. Meine beste Freundin hatte mir ein super schönes Fotoalbum gemacht.. Ich bekam haufenweise Blumen und ich feierte auch mit ein paar Freunden – aber wenn ich die Fotos anschaue, und das hab ich vor dieser Podcastfolge nochmal gemacht – dann spüre ich sofort wieder die krasse, krasse Angst, die ich damals hatte… Die Angst davor, dass es nicht mehr klappen würde, die Unsicherheit, die Ungeduld.. Ich hab mich rund um meinen Geburtstag echt sehr ordentlich abgeschossen, muss ich sagen, damit ich einfach mal nicht ständig nachdenken muss.

Das war ne ganz, ganz schwierige Zeit für mich.

April 2016, im Riesenrad in Paris. Die bange Frage: Hat Versuch Nr. 2 geklappt? | Am 6.6.2016 – mein 40. Geburtstag

Ich hab auch mit meiner Solomamafreundin gesprochen irgendwann in dieser Zeit, also mit der Freundin, bei der es beim zweiten Versuch geklappt hatte und die immer runder wurde. Und ich hab ihr gesagt, dass es für mich immer schwieriger wird, sie zu treffen. Und dass es mir in der Seele weh tun würde, aber wenn es bei mir weiterhin nicht klappt, dass sich unsere Wege erstmal trennen würden – einfach, weil unser Leben dann möglicherweise ganz anders verlaufen würde.

Ich war schon auch in einer Stimmung, dass ich mir sehr ernsthaft Gedanken darüber machte, was passieren würde, wenn es NICHT klappt mit dem Kinderwunsch. Und es muss irgendwann kurz nach meinem Geburtstag gewesen sein, dass ich mir eine Liste machte.

Ich machte mir eine Liste mit all den Dingen, die ich tun würde, wenn ich kein Kind bekommen würde. Und ich verband mich wirklich ganz tief mit dieser Vorstellung und ich heulte mir die Augen aus dem Kopf dabei.. Und ich erinnere mich, dass so ziemlich das erste auf der Liste war, dass ich meinen Job kündigen würde. Und dass ich auswandern wollte – so weit weg wie möglich.

Ich überlegte mir, dass ich eine Yogalehrerausbildung machen wollte, um dann z.B. in Bali am Strand Yoga anzubieten. Ich wollte eine Fallschirmsprunglizenz machen.. Ich schrieb noch ein paar andere Sachen auf, viele weiß ich auch nicht mehr.

Aber zu der Zeit hatte ich auch gerade den Motorbootführerschein gemacht und ich überlegte, dass ich dann noch einen Segelschein dazu machen wollte und dann als Skipper Boote über die Weltmeere überführen würde. Das war so die radikalste Idee, die ich so hatte.

Ich stellte mir vor, wie ich heulend am Steuerrad stehe, ganz alleine mit Wind und Wellen und Walen… und… ja.. das half mir.

Mir half das aber wirklich sehr, weil ich schon auch zwischendurch beim Schreiben das Gefühl hatte, dass das auch ein cooles Leben werden könnte. Klar, ich würde natürlich mein Leben lang trauern, logisch, weil der Wunsch einfach so RIESIG war. Aber ich hatte das Gefühl, mir mit der Liste mental einen Ausweg zu schaffen, irgendwie den Druck abzuleiten.

Das ist auch der Grund, warum ich z.B. mit meinen 1:1-Klientinnen immer erstmal eine Visionsübung bzw. einen kleinen Prozess zum Thema Lebensvision zu Beginn unserer Zusammenarbeit mache, um den Blick wieder mehr für das große Ganze zu öffnen und – ja, um eben den Druck ein bisschen zu lockern, der sonst ja sehr heftig auf diesem Thema sitzt.

Bei mir kam dann in dieser Phase tatsächlich noch ein UMZUG innerhalb Berlins dazu. Ich hatte sicherheitshalber schon mal nach Wohnungen geschaut, in denen ich mit Kind besser unterkommen würde als in meiner aktuellen 2-Zimmer-Wohnung, und es hatte tatsächlich mit einer 2,5 Zimmer Wohnung geklappt.

Ich plante also den Umzug, machte das Umzugsunternehmen klar, hatte noch einige Diskussionen mit den Eigentümern der aktuellen Wohnung, usw. und blöderweise fiel diese Zeit dann zusammen mit meiner ersten IVF.

Ich hatte also nicht nur Stress wegen des Umzugsvorbereitung, sondern auch damit, mir weiterhin die Spritzen pünktlich zu setzen, regelmäßig zu den Kontrollen zu gehen, im Job so zu tun als wäre alles bestens, auch wenn inzwischen schon einige Kollegen anfingen, sich Sorgen zu machen, weil ich ja seit Monaten ständig zum Arzt musste…

In den Ultraschalluntersuchungen vor der Entnahme waren sechs Eibläschen zu sehen. Am Tag der Entnahme konnten dann leider nur 4 entnommen werden.. Ich weiß noch, dass ich im Aufwachraum lag und mir sofort die Tränen kamen, als die Ärztin mir das Ergebnis mitteilte. Ich war so maßlos enttäuscht…

Denn wie mit allen Infos auf dem Kinderwunschweg: man liest vorher und recherchiert und wägt ab und macht sich so sein Bild im Kopf. Und schon in den zwei Wochen vorher dachte ich „Naja, 6 ist ja nicht so dolle“ – und dass es jetzt nur 4 waren, ließ mich echt verzweifeln.

Gegen Abend, wieder zuhause, bekam ich dann den Anruf, dass sich zwei der vier Eizellen befruchten lassen konnten, und dass das eine gute Quote sei. Sie würden sie jetzt beobachten, aber da es nur zwei seien, würden sie den Transfer schon in drei statt in 5 Tagen machen wollen.

Ich legte auf – und das einzige, worüber ich an diesem Abend noch nachdenken konnte, war: Krass.. Da entsteht gerde möglicherweise im Labor mein Baby….

Es war der 4. Juli 2016.

Am 7.7. war ich super aufgeregt. Transfertag. Und das krasseste, was einem ja keiner sagt: Man darf vorher nicht auf die Toilette, denn wenn man eine volle Blase hat, können sie im Ultraschall besser sehen, wo sie die Eizelle platzieren.

Der Termin war am Nachmittag und ab mittags ging ich nicht mehr aufs Klo. Komisch, dass man immer dann besonders dringend muss, wenn man nicht darf..

Bis ich dann also endlich in der Klinik war, platzte ich fast. Wortwörtlich.

Ich war froh zu hören, dass sich beide Eizellen weiterentwickelt hatten. Ich bekam also einen 8-Zeller und einen 10-Zeller eingesetzt.

Und war sehr happy.

Weil ich jetzt aufs Klo konnte 😉

Die nächsten zwei Wochen waren diesmal ganz anders, denn nun stand wirklich der Umzug an. Ich packte wie wild Kisten und versuchte trotzdem, alles ganz „entspannt“ zu machen. Aber irgendwann MUSSTE ich auch Kisten heben und stapeln und nach ein paar Tagen des rumeierns sagte ich mir: okay, dann ist das ein Übungszyklus, aber jetzt müssen wir erstmal das mit dem Umzug wuppen.

Und lies los.

Am 15.7. zog ich um. Mit Sack und Pack von Friedrichshain nach Pankow.

Und du kannst dir ja vorstellen, wie die nächsten Tage aussahen. Arbeiten, Kisten Auspacken, erstmal für alles wieder einen Platz finden, die alte Wohnung putzen, usw.

5 Tage später, am 20.7. war Testtag.

Diesmal war ich nicht vorher schon enttäuscht worden.

Ich testete mit Test 1. Zwei Striche. Ich dachte, ich sehe nicht richtig.

Ich testete mit Test 2. Zwei Striche. Zwei Striche!!!!!

Ich war außer mir! Ich war so unglaublich GLÜCKLICH!!!! Meine Gedanken rasten, ich konnte es nicht FASSEN.

20.7.2016 – Ich teste endlich positiv!!!

Also erstmal in der Klinik angerufen. Die haben mich gleich zum Bluttest einbestellt und ich düste direkt los.

In der Mittagspause schlich ich mich in das Büro eines Kollegen, der nicht da war, und rief mit bebendem Herzen in der Klinik an.

Und die Schwester sagte: „Das sieht alles sehr schön aus, der HCG ist auf einem guten Level. Herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger!“

Ich. Bin. Schwanger.

Ich schwebte wie auf Wolken. Ich konnte es einfach nicht fassen!

Ausgerechnet in diesem Zyklus, ausgerechnet mit all dem Stress. Ausgerechnet jetzt hatte es geklappt!

Was nun folgte, war natürlich eine super aufregende, angespannte, freudige, aber auch ängstliche, anstrengende, stressige und in jeder Hinsicht einfach überwältigende Zeit.

Vielleicht erzähle ich dir irgendwann mal mehr von meiner Schwangerschaft und der Geburt meines Sohnes.

Kleiner Spoiler: in der Nacht der Geburt traf ich tatsächlich in der Charité meine erste Kinderwunschärztin wieder. Das war unfassbar!!!! Der Kreis schloss sich.

Ich hatte einen Blasensprung ohne Wehen. Sie untersuchte mich und meinte, wenn ich keine Wehen bekomme, würden sie ab morgen Mittag Tabletten geben.

Und dann sagte sie „Wenn Sie warten bringen wir morgen in der Spätschicht ihr Baby zusammen auf die Welt“

Aber so weit kam es nicht. Mein Sohn wurde am 26.3.2017 um 18.04 Uhr geboren.

Und er wird für immer das größte Geschenk meines Lebens sein.

Ich wünsche dir von Herzen alles, ALLES erdenklich Gute auf deinem Weg.

Und wenn du Unterstützung brauchst, melde dich bei mir.

 

Links zu dieser Podcast-Folge

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Du kannst aber auch hier mal reinschauen bzw. reinhören, denn auch dort erzähle ich von meinem Weg:

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